Dead Man Edition: Auf dem Weg zu fairer Elektronik am Beispiel der Elkos [The way to fair electronics, by example of capacitors]

Presented at 30C3 (2013), Dec. 30, 2013, 4 p.m. (60 minutes).

Die alarmierenden Zustände beim Abbau der Rohstoffe, die in den Bauteilen (z. B. dem Tantal-Elektrolytkondensator) eines Computers stecken, rufen Menschenrechtler auf den Plan. In den U.S.A. ist es 2010 gelungen, ein umstrittenes Gesetz umzusetzen, das die Finanzierung von Kriegsparteien durch Erzhandel regulieren soll. In der EU soll nun ähnliches geschehen. Der Vortrag klärt über die Geschichte auf, nennt Konsequenzen und formuliert Forderungen. "Dead Tree Edition" wird auf ironische Weise Ausgedrucktes genannt, das auch elektronisch verfügbar ist. Man ignoriert dabei, dass für die Online-Infrastruktur und all die Computer nicht nur Bäume, sondern gleich ganze Berge, auf denen sie gestanden haben, abgetragen werden. Und Menschen kommen auch zu Schaden. Um die Jahrtausendwende hat die UN aufgedeckt, dass der Handel mit Metallerzen, wie sie zur Herstellung von Elektronikbauteilen benutzt werden, die Konfliktparteien in der D.R. Kongo finanziert und somit den Bürgerkrieg am Leben erhält. Der Begriff der "Konfliktmineralien" wurde geboren. Zehn Jahre später hat ein engagiertes Bündnis von Nichtregierungsorganisationen eine Regelung in ein US-amerikanisches Börsengesetz (Dodd-Frank-Act) einbringen können, das die Hersteller verpflichtet, den Kauf gewisser Rohstoffe aus dem Kongo zu veröffentlichen. Die Folgen waren zunächst verheerend, später zukunftsweisend. Konfliktfreie Mineralien aus dem Gebiet sind nun dank einiger Hersteller erhältlich, Kondensatoren werden daraus hergestellt, Lötzinn produziert, das FairPhone macht daraus ein Produkt, Intel bis Jahresende einen Prozessor. Nun will die EU nachziehen und ebenfalls zur Transparenz beim Kauf von Rohstoffen aus Konflikt- und Risikogebieten verpflichten. Das könnte große Wirkung auf unsere Elektronikprodukte haben. Wir sollten Einfluss auf die Ausformulierung nehmen, es droht nämlich eine nur freiwillige, sanktionsfreie, nicht weitgehende Regelung, im Sinne der Industrie. Was wir aber brauchen, ist eine Regelung, die den Minenarbeitern wirksam hilft. Nur mit einer starken Gesetzgebung kann es uns gelingen, die Produktion von IT fairer zu gestalten.

Presenters:

  • Sebastian Jekutsch
    Seit mehr als drei Jahren mit der (un-)fairen Produktion von Computern beschäftigt Sebastian twittert per @fairecomputer und bloggt unter blog.faire-computer.de. Aktiv beim Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. (FIfF) und AK Faire Elektronik Hamburg

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